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EINRÄUMLICHER GEDANKE

Ein räumlicher Gedanke sich einzugestehen.

Wenn man erstmal mit dem Fundament beginnt, dem Stehen, also dem auf den Füßen gestellten auf-einer-Stelle-verharren, bleibt sichtlich genug Raum, den Moment zu erfassen und sich einer längeren Betrachtungsweise hinzugeben. Sich einzuräumen. Nach Interior-Profis kommt man schon mit Grundprinzipien harmonisch weit: Etwas Hohes, etwas Niedriges, etwas Langes, etwas Kurzes, etwas Breites und in Proportionen, die auf jeden Fall beeinflussen wenn man einen schmalen Raum hat. Bloß nicht der Länge nach einrichten! Längsseitig an Wände gestellt, wirkt alles nur noch schmaler. Filigrane Regale und zierliche Sitzmöbel sind die Devise. Keine schweren Sachen lange sortieren, lagern und letztendlich verstauben lassen, um sie bestenfalls bei Langeweile noch einmal herauszuziehen (?) und langes Hintern platt sitzen gehört auch nicht zur Sitte. Apropos. Sitte scheint eine Frage der Ethik zu sein. Wie ethisch vertretbar ist also die Selbstsorge?


Sie heißt ja nicht, sich selbst ständig Sorgen zu machen. Doch sich selbstständig ein wenig mehr richtige Aufmerksamkeit zu schenken. Statt Wellness erstmal Wadenwickel und vor dem Yoga, wandern gehen. Aber auch, dass man beim Nachdenken nachliest und über der Zeitung auch mal ein Handy hält. Doppelt besser dreifach ist das alles jedenfalls kein einmaliger Akt, sondern die Selbstzuwendung immer offen für Veränderung. Wir sind eine Erlebnisgesellschaft. Und wenn wir darüber hinaus kommen, nicht nur für die tägliche Befriedigung basaler Bedürfnisse sorgen zu müssen, haben wir Raum für unsere ethische Frage nach dem ‘richtigen Leben’ ohne Last und mit Anspruch einer verfeinerten Wohlstandsgesellschaft.

Michel Foucault wird auch knapp 40 Jahre nach seinem Tod noch bewundert und gehört zu den meist zitiertesten Philosophen. Er sprach unter Anderem über die „Ästhetik der Existenz“ und der „Lebenskunst“. Wir versuchen also schon eine ganze Weile mit Titeln, Thesen, und Temperament aus unserem Leben eine Kunst zu machen.

Ohne sich nun in einen in Politisierung aufweichenden Gedanken von Lifestyle-Phänomen zu verlieren, räumen wir das Gemälde mal ein. Und weiter? Wände. Klar kann ich mir in "erschwinglicher Opulenz" die Wände mit Pyjamastoff beziehen, königsblau-lichtgrün in schmalen Streifen. Ein adliger Nachtgewandsgedanke. Und dennoch bleiben sie dieselben gewandten Verwandten, mit der Tragödie die uns auch am nächsten Morgen besuchen. Modern, mit der Aufgabe, uns die Geburtswehen der um eine neue Form ringende Lebensästhetik darzustellen. Die revolutionäre Wendung der dramatischen Kunst also tiefer zu begründen und aber mit Witzen über Vergänglichkeit bei der Beendigung dieser zu helfen. Und da ist der Grat der Wanderung über Geburt und Botox nur die Randform von Kulturtechnik zum Neuanfang mit Abschied.


Ich will schnell also hoch hinaus und stapel bei anderen tief, ziehe unnötiges manchmal ewig in die Länge und im Grunde ist die Zeit für alles ‘wirklich Gute’ doch immer zu kurz. “Gesagt, getan” bleibt auf der Strecke der Grundprinzipien. Dann wären da noch gesellschaftliche Konventionen. Grob:


Ich nieße natürlich in die Armbeuge, Begrüßungen gehen zum Glück jetzt mit Blickkontakt statt Küsschen durch und aber wenn mir danach ist, klatsche ich auch nach einer Taxifahrt - denn warum nur im Flugzeug nach der Landung? Macht man das eigentlich noch?


Ich fange gerade erst an mich mit den Gedanken einzuspielen. Und also nicht stagnierend eingefahren sondern eingestanden: Es geht darum sich im eigenen Raum wohlzufühlen. Auch die harten Gemüter der Variante ‘Selbstoptimierung’ sollte mal im Taxi klatschen. Oder sich zumindest mehr auf die Schulter.



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